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Sind Ostafrikas Läufer unbezwingbar?

Jemima Sumgong und Eliud Kipchoge sind von der Vereinigung der wichtigsten Marathon- und Distanzläufe (AIMS) Anfang November als beste Marathonläufer der Saison ausgezeichnet worden. Zwei Kenianer, beide Olympiasieger von Rio. Im Jahr davor waren es mit Kipchoge und Mare Dibaba…

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Jemima Sumgong und Eliud Kipchoge sind von der Vereinigung der wichtigsten Marathon- und Distanzläufe (AIMS) Anfang November als beste Marathonläufer der Saison ausgezeichnet worden. Zwei Kenianer, beide Olympiasieger von Rio. Im Jahr davor waren es mit Kipchoge und Mare Dibaba ein Kenianer und eine Äthiopierin. Die Liste ließe sich fortführen. Klammert man die mittlerweile des systematischen Dopings überführte Russin Liliya Shobukhova aus, ging zuletzt 2008 dieser Award an eine Nicht-Afrikanerin: Constantina Dita, die in den USA lebende Rumänin, die in Peking zum Olympiasieg stürmte. Bei den Herren muss man noch eine Olympiade weiter zurückschreiten, um mit dem Olympiasieger von Athen, Stefano Baldini aus Italien einen als besten Marathonläufer des Jahres Ausgezeichneten zu finden, der nicht aus Afrika stammt. Ausnahmeerscheinungen in den letzten beiden Dekaden also, wenn man die britische Ausnahmeerscheinung und überlegene Weltrekordhalterin Paula Radcliffe als eben solche einstuft.

Dominanz bei Olympia

Die Frage ist legitim: Sind Afrikanerinnen und Afrikaner im Langstreckenlauf unbezwingbar? Die Resultate der Olympischen Spiele 2016 in Rio weiten diesen Verdacht auch auf die Laufstrecken auf der Bahn aus. Nimmt man die beiden Olympiasiege von Mo Farah, dessen Wurzeln im ostafrikanischen Somalia liegen, bleibt ein nicht-afrikanischer Triumph. Nämlich jener durch Matthew Centrowitz im 1.500m-Lauf, der aber weniger auf seiner läuferischen, als vielmehr auf seiner taktischen Überlegenheit fußt.
Der Konsens der Experten ist folgender: In Ostafrika geborene Menschen finden aus natürlichen, ethnologischen und sozialen Gründen ein besser geeignetes Rüstzeug vor, um im Laufsport erfolgreich zu sein. Aber für eine gänzliche Unbezwingbarkeit reicht auch die Summe aller zahlreicher Argumente, die immer wieder vorgebracht und auch im folgenden Beitrag diskutiert werden, nicht aus. Manchen wird größere Anerkennung geschenkt, manchen weniger. Eine Analyse daraus kann als Kniefall mit geschwenkter, weißer Fahne vor einer ostafrikanischen Überlegenheit gesehen werden. Aber auch als potenziellen Verbesserungsrahmen für den Rest der Welt, den Abstand zu den Stars aus Kenia und Äthiopien zu verkleinern. Ganz frei nach dem Motto: Es gibt immer einen Weg.

Tradition und Spezialität

Ein gewichtiger Grund für die Erfolge ostafrikanischer Läufer ist in der Tradition des Sports in diesen Ländern und der vergangenen Entwicklung geschuldet. Keine der ostafrikanischen Nationen kann sportliche Erfolge abseits des Laufsports aufweisen, während die klassischen westlichen Sportnationen viel breiter aufgestellt sind – sowohl in der Leichtathletik als auch Sportarten übergreifend. Sprich, Laufsport ist die erklärte Spezialität der Ostafrikaner. Die Leichtathletik-Fans kennen ein weiteres aussagekräftiges Beispiel: In welchen Sportarten sind karibische Nationen wie Jamaika auf der Weltbühne erfolgreich, außer im Sprint?
Diese Spezialität wurde durch erste Erfolge, angefangen durch den legendären Olympiasieg des barfuß zum Weltrekord (damals offiziell Weltbestleistung, Anm.) laufenden Äthiopiers Abebe Bikila im Olympischen Marathon von 1960 in Rom, im Laufe der Jahre verstärkt und zur Tradition weiterentwickelt. Die Vorbildfunktion erfolgreicher Sportler ist ein gewaltiger Motivator für junge Menschen. Will ein Ostafrikaner international sportlich erfolgreich sein, muss er laufen. Sehr schnell laufen. Denn für andere Sportarten sind Infrastruktur und die Expertise (noch) Mangelware.

Geografie

Unstrittig sind die optimalen Trainingsmöglichkeiten in den ostafrikanischen Läuferhochburgen in Kenia und Äthiopien. Ansonsten wäre es kaum argumentierbar, warum mittlerweile fast alle europäischen Läufer, die etwas von sich halten, in Ostafrika ein Trainingslager nach dem anderen absolvieren. Der aktuell wahrscheinlich beste hellhäutige Läufer, der Neuseeländer Zane Robertson lebt sogar seit Jahren zuerst in Kenia, nun in Äthiopien.
Die geografischen Vorteile der Höhenlagen, die bei den ansässigen Sportlern bereits mit der Muttermilch aufgesogen wird, sind überzeugend. Körper, die an den niedrigeren Sauerstoffgehalt in der Luft gewöhnt sind, haben Vorteile bei Wettkämpfen in Tieflagen, wo der Körper plötzlich mehr Sauerstoff über die Atemwege für den Transport zu den Muskelzellen zur Verfügung bekommt. Doch alleine die Höhe und das gute Trainingswetter können die Überlegenheit der afrikanischen Läufer nicht erklären, schließlich findet man in den Anden Süd- und Nordamerikas sowie in Zentralasien ähnliche geografische Voraussetzungen wie in den kenianischen oder äthiopischen Hochebenen. Und Höhentraining in den Alpen oder Pyrenäen ist nicht nur unter europäischen Läufern beliebt, sondern auch traditionsreich.

Ökonomie und Kultur

Ein Argument, das viele immer wieder vorbringen, um die Überlegenheit der Afrikaner im Laufsport zu erklären, sind die finanziellen Verhältnisse der durchschnittlichen Bevölkerung. So seien Ostafrikaner aufgrund der ärmlichen Verhältnisse, aus denen sie stammen, mental so konstituiert, dass sie alles für eine Karriere als Läufer geben und damit den für viele einzigen Ausweg aus der Armut anpeilen. Genauso, wie jeder Brasilianer versucht, erfolgreich eine Fußballkarriere zu starten. Das sind ganz andere Motive, als dass jeder Kanadier Eishockey spielt oder jeder Skandinavier Skilanglauf betreibt.
Tatsächlich gibt es in ostafrikanischen Nationen abertausende Läufer im erweiterten Spitzenbereich, deren Lebenstraum es ist, mit Laufsport Geld zu verdienen. Die große Konkurrenz bei jedem Training ist von unschätzbarem Wert. Genauso Fakt ist es, dass aufgrund des Überangebots der Großteil dieser Läufer den Sprung zu angestrebten ausländischen Renneinsätzen nicht schafft. Aufgrund des riesigen Angebots schaffen nur die Besten den Durchbruch, auch wenn die Selektion nicht immer ganz gerecht sein mag. Die Besten nicht nur im Sinne ihrer läuferischen Klasse, sondern auch ihrer mentalen Fertigkeiten.
Dass die Erfahrungen aus einem harten Lebensumfeld, einer brisanten Konkurrenzsituation ebenso wie die meistens frühzeitige Fokussierung auf Laufsport gegenüber Läufern, die aus wohlhabenderen und wohligeren Umfeld stammen, einen Vorteil darstellt, klingt absolut nachvollziehbar. Die intensive Fokussierung auf den Laufsport wird natürlich auch durch die im Verhältnis viel geringeren gesellschaftlichen Ablenkungsmöglichkeiten in afrikanischen Ländern unterstützt, insbesondere in ländlichen Gebieten. Sowohl im Sinne der technischen Ausstattung zu Hause als auch im gesellschaftlichen Unterhaltungsangebot. Dennoch ist auch dies kein absolut anwendbares Argument, denn mental hartgesottene Sportler gibt es auch anderswo.

Biologie

Die Ostafrikaner haben die besseren genetischen Voraussetzungen für Laufsport. Diese Aussage klingt wie ein lapidarer Erklärungsversuch, um einer detaillierteren Suche nach Gründen aus dem Weg zu gehen. Einzelne europäische, amerikanische oder japanische Laufstars der Vergangenheit kämpfen mit ihren sportlichen Errungenschaften vehement gegen diese These an. Doch es liegt ein gutes Stück Wahrheit in dieser kategorisierenden Aussage, die vielfach scharf kritisiert wurde. Das kann die Wissenschaft mittlerweile belegen.
So weisen die Kenianer und Äthiopier aufgrund ihrer biologischen Profile eine höhere Wahrscheinlichkeit auf, optimal für Laufsport geeignet zu sein als etwa Europäer. Dazu gehört auch die überdurchschnittliche Kombination von Körperlänge und geringem Körpergewicht, was zwangsläufig zu einem geringen Körperfettanteil führt. Zu beachten sind Unterschiede zwischen Volksstämmen in den jeweiligen Ländern, wobei ins Auge sticht, dass der äthiopische Volksstamm der Oromo und der kenianische der Kalenjin auffallend viele Spitzenläufer produziert. Volksstämme in Ostafrika sind viel isolierter als in anderen Teilen der Welt, sowohl unter sozialen als auch genetischen Gesichtspunkten, und profitieren in diesen konkreten Beispielen von hochkarätigen Trainingszentren wie in Bekoji (Äthiopien) und in Iten (Kenia).
Eine Studie aus Südafrika, die ostafrikanische Läufer mit weißen südafrikanischen verglich, wies bei Läufern aus Ostafrika eine biologisch vordefinierte, bessere Laufökonomie nach. Zum selben Ergebnis kommen Studien aus Dänemark und Schweden, die die Körper kenianischer Läufer mit jenen schwedischen Läufer verglichen. Vorherrschende Einflussfaktoren wie die Ernährung und aktiver Lebensstil, die ja nicht biologisch, sondern gesellschaftlich und okönomisch vordefiniert sind, spielen eine zusätzlich relevante Rolle. Sprich: In der Theorie gibt es naturgemäß in Ostafrika deutlich mehr (nicht zwingend bessere!) Weltklasseläufer als in Europa, in Amerika oder in Asien. Damit ist in der Praxis die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Talentförderung bis hin zum international erfolgreichen Läufer rein mathematisch höher.

Überzeugung

Aus der Summe dieser stichhaltigen Argumente ergibt sich ein weiterer Vorteil, ein psychologischer. Ostafrikaner sind der Meinung, sie seien im Laufsport unschlagbar. In der restlichen Welt schreitet umgekehrt die Befürchtung voran, Ostafrikaner seien im Laufsport unschlagbar. Daraus ergibt sich ein massiver Unterschied zwischen Selbstvertrauen und Resignation, die in einer entscheidenden Phase sportlicher Wettkampf zusätzlich zu den körperlichen Voraussetzungen essentielle Entscheidungen über Sieg und Niederlage fällen kann. Denn die Entscheidung fällt bekanntermaßen im Kopf.

US-Erfolge in Rio

Trotz all dieser Befunde: Ein Schwarzmalen aufgrund der Erfolgsserie ostafrikanischer Läufer in den letzten Jahren und Jahrzehnten ist übertrieben. Die US-amerikanische Leichtathletik hat mit zahlreichen Medaillengewinnen auch auf den Laufdistanzen bei den Olympischen Spielen bewiesen, dass sich auch ein westlicher Leichtathletik-Verband in der Breite sehr erfolgreich aufstellen kann. Neben den USA gibt es noch ein zweites Land, das in den jüngeren Jahrzehnten gerne als Laufnation bezeichnet wird und nicht auf dem afrikanischen Kontinent angesiedelt ist: Japan, das 2015 erstmals mehr Marathon-Finisher weltweit aufweisen konnte als der jahrzehntelanger Branchenführer aus Nordamerika. Auch wenn die Erfolge an der Weltspitze in den letzten Jahren ausgeblieben sind, können die Japaner in der erweiterten Spitze eine unfassbare Breite nachweisen. Riesige Umfänge im Training und strikte, resolute Planung mögen auf viele europäische Sportler abschreckend wirken. Doch die damit erlangte, psychische Stärke nähert den japanischen Laufsport jenem in Ostafrika an. Denn Ostafrikas Laufstars kennen keine Bequemlichkeit und ordnen in ihrem Leben alles – wirklich alles – den sportlichen Aktivitäten unter. Natürlich gilt das nicht flächendeckend, aber praktisch ausschließlich für jene, die international über einem längeren Zeitraum auf der Erfolgswelle schwimmen.

Welche Fehler macht der europäische Laufsport?

Der urtypische spitzensportliche Instinkt verlangt von den europäischen, amerikanischen und asiatischen Läufern, alles dafür zu geben, den entstandenen Abstand zwischen den eigenen Leistungen und jener der ostafrikanischen zu verringern. Selbst wenn dies aus oben angeführten Gründen für viele unmöglich oder nur sehr schwer möglich erscheint. Ein erster Schritt ist anzuerkennen, was Afrikaner besser machen. Ein zweiter ist zu hinterfragen, was man selbst schlechter macht. An der Kompetenz der Sportler, Trainer und Verbände kann es nicht liegen, da es europäische Trainer sind, die ihr Wissen mit nach Kenia und Äthiopien genommen haben, basierend auf Konzepten und Ideologien, mit denen in Europa schon vor Jahrzehnten gearbeitet wurde. Und der katastrophale Befund der bis im letzten Jahr amtierenden kenianischen Verbandsspitze verbittet bei der aktuellen Beweislage ohnehin jeden Vergleich mit einem Pendant in der westlichen Welt.
Ein Problem ist das Image der Leichtathletik und des Laufsports im speziellen. Dieser floriert im Freizeitbereich und verfolgt demnach eine gegenteilige Tendenz zum Spitzensport. Während das Image der traditionsreichen und augenscheinlich etwas eingerosteten Sportart Leichtathletik sinkt, steigt jenes von trendigen Neukreationen und „coolen“ Sportarten, die mittlerweile auch das Olympische Programm aufgestockt haben. Ein vielfältiges Angebot, das durchaus junge Sportler von der Leichtathletik wegzieht. Des Weiteren müssen zwei elementare Fragen ernsthaft gestellt werden: Hat die Talentsichtung hierzulande ähnliche Qualität wie in Ostafrika? Und sind junge Sportler in ihrer Entwicklungsphase genauso wie etablierte Sportler bereit, so hart für den sportlichen Erfolg zu arbeiten wie die Ostafrikaner? Denn bevor Ostafrikas Laufägide als unbezwingbar abgestempelt wird, gilt es die eigenen Hausaufgaben zur ehrlichen eigenen Zufriedenheit zu erledigen.

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