Vorsicht bei Problemen mit der Achillessehne

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Die Achillessehne ist eine der bekanntesten und mächtigsten Sehnen im menschlichen Körper. Für die Laufbewegung ist ein tadelloses Funktionieren dieser Sehne elementar. Bei jedem Schritt wird der Vorfuß nach unten gezogen, das Sprunggelenk gebeugt, um den Körper vom Boden abzustoßen. Nur Bruchteile von Sekunden später landet der Fuß wieder und die Achillessehne nimmt Aufgaben in der Abfederungsfunktion ein, wobei ein Großteil des Körpergewichts auf ihr lastet.
Wenn die Achillessehne zur Achillesferse wird
Die Achillessehne hat ihren Namen aus einer Sage über Achilles, einem Helden der griechischen Mythologie. Als Sohn eines menschlichen Vaters und einer göttlichen Mutter war er sterblich, weshalb ihn seine Mutter Thetis in den Styx, den Fluss, der die Unterwelt von der Oberwelt trennt, tauchte, um ihn unverwundbar zu machen. Die Stelle an der Ferse, an der Thetis Achilles mit der Hand hielt, blieb vom Wasser unberührt und somit seine einzige unverwundbare Stelle. Deshalb spricht man im allgemeinen Sprachgebrauch bei einer Schwachstelle gerne von einer Achillesferse.
Absolute Vorsicht bei Schmerzen
Wenn die Achillessehne nicht in Topform ist, kann sie jedoch schnell zur Achillesferse des Menschen werden. Wer auf Warnsignale des Körpers nicht hört oder Schmerzen und Entzündungen ignoriert, kann im schlimmsten Fall mit einem Riss der an sich so starken Sehne eine sehr schwere Verletzung erleiden. Ein Achillessehnenriss kommt vermeintlich so plötzlich und vehement, dass sogar Spitzensportler zuweilen die Gefahr unterschätzen – zum Beispiel Fußballidol David Beckham, Skistar Aksel Lund Svindal oder NBA-Legende Kobe Bryant in den vergangenen Jahren. Ein Riss der Achillessehne gilt bei Leistungssportlern über 30 Jahren als die Karriere-gefährdendste Verletzung überhaupt. Das ist bei Freizeitsportlern natürlich nicht anders.
Viele kleine Verletzungen summieren sich
Das Problem ist, dass die so robuste Achillessehne durch konstante Überreizungen und Überlastungen über einen längeren Zeitraum an einer Stelle derartig geschwächt werden kann, dass eine eigentlich ungefährliche, „falsche“ Bewegung maximale Folgen erzielen kann. Anders ausgedrückt: Stetig kleine Verletzungen summieren sich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einem lauten Knall zu einer großen. Dass etwas nicht in bester Ordnung ist, kündigt der Körper allerdings mit dumpfen, stechenden Schmerzsymptomen an, denen es gilt, höchste Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Manchmal ist der Überlastungsschmerz an der Achillessehne aber so hinterlistig, dass er nur in Ruhephasen auftritt und bei Belastung verschwindet. Was die Gefahr der Fehleinschätzung natürlich vergrößert. Treten Schmerzen auf, ist der Rat eines Sportarztes empfehlenswert. Das Übertünchen mit Schmerzmitteln dagegen ein kolossales Fehlverhalten. Einer angeschlagenen Achillessehne sollte man mit gezielter Schonung oder gar einer Trainingspause unbedingt jene Regenerationszeit bieten, die sie für die Erholung braucht. Das sind in der Regel einige Wochen. Interessanterweise sind männliche Läufer fünfmal häufiger mit Achillessehnen-Problemen konfrontiert als weibliche.
Ursachen für Verletzungen an der Achillessehne
Die häufigste Ursache für Verletzungen an der Achillessehne ist die klassische für jede Überbelastung: zu hartes Training für das entsprechende Körperteil. Wer im Training seinen Körper zu häufig in seine Grenzbereiche jagt, bringt Muskeln, Sehnen und Bänder an die Belastungsgrenze und darüber hinaus. Unglücklicherweise ist das Herz-Kreislauf-System fähig, sich rascher an größere Trainingsreize anzupassen als der Bewegungsapparat, was zu Fehleinschätzungen führen kann. Speziell beim Lauftraining bringen Bergauf-Laufen oder Laufen im Sand deutlich höhere Belastungen für die Achillessehne. Generell gilt: Ausreichende Regeneration, alternierende Trainingsreize- und Belastungen und ein gewisses Maß an Realismus in den sportlichen Ambitionen steuern gesundheitlichen Problemen entgegen.
Eine weitere mögliche Ursache ist das Schuhwerk. Hier muss der Läufer individuell die für sich richtige Lösung finden, besonders wenn außergewöhnliche Fußstellungen vorliegen. Dämpft der Laufschuh zu stark, behindert er auch den normalen Bewegungsablauf der Achillessehne. Um vorzubeugen, empfiehlt es sich ausgediente Laufschuhe rechtzeitig auszutauschen und im Training immer wieder zwischen mehreren Paaren Laufschuhe abzuwechseln.
Eine muskuläre Schwäche im Unterschenkel oder Fehlstellungen im Körper, die geografisch auch weit von der Achillessehne entfernt sein können, können sich ebenfalls negativ auf die Empfindlichkeit der Achillessehne auswirken. Eine Studie aus Schweden hat nachgewiesen, dass die Wadenmuskulatur mit gezielten Kräftigungsübungen stabilisiert werden und der Schmerz in der anfälligen Achillessehne dadurch verdrängt werden kann.