Liebe Laufgemeinschaft,

Wir freuen uns, euch mitteilen zu können, dass RunAustria.at ein neues Zuhause gefunden hat! Ab sofort findet ihr alle neuen Beiträge, spannende Laufberichte und inspirierende Erfolgsgeschichten auf unserer neuen Plattform: RunUp.eu.

Unser Ziel ist es, euch ein noch besseres Leseerlebnis zu bieten und die Leidenschaft für das Laufen weiter zu teilen. Die Entscheidung zum Umzug spiegelt unser Engagement wider, euch aktuelle Inhalte in einem frischen und benutzerfreundlichen Format zu präsentieren.

Bitte beachtet: Der beliebte Club von RunAustria bleibt von dieser Änderung unberührt und wird weiterhin unter RunAustria.at zu finden sein. Wir möchten sicherstellen, dass die Community und die Clubmitglieder weiterhin den gewohnten Raum für Austausch und Engagement vorfinden, ohne Unterbrechung.

Was ändert sich für euch?

  • Neue Beiträge und Aktualisierungen werden ausschließlich auf RunUp.eu veröffentlicht.
  • Für Mitglieder und Fans des RunAustria Clubs bleibt alles beim Alten. Der Clubbereich und alle zugehörigen Funktionen bleiben auf RunAustria.at aktiv.

Wir laden euch herzlich ein, RunUp.eu zu besuchen und Teil unserer wachsenden Laufcommunity zu werden. Entdeckt die neuesten Beiträge und bleibt mit uns auf der Laufstrecke!

Für Fragen, Anregungen oder Feedback stehen wir euch wie immer zur Verfügung. Wir freuen uns auf diese neue Ära und darauf, euch auf RunUp.eu willkommen zu heißen!

Euer RunAustria-Team

Enter your email address below and subscribe to our newsletter

Helden oder Versager? Die Lauf-Tops und Lauf-Flops von Rio

Die Olympischen Spiele 2016 von Rio de Janeiro sind Geschichte. Die besten Läuferinnen und Läufer entspannen sich. Tonnen von lähmenden Druck ist von ihren Schultern gefallen und wird in dieser Intensität erst in knapp vier Jahren wieder kehren. Egal ob…

Weiterlesen

Share your love

Die Olympischen Spiele 2016 von Rio de Janeiro sind Geschichte. Die besten Läuferinnen und Läufer entspannen sich. Tonnen von lähmenden Druck ist von ihren Schultern gefallen und wird in dieser Intensität erst in knapp vier Jahren wieder kehren. Egal ob nach traumhaften Erfolgen oder bitteren Enttäuschungen, die Last, die Olympische Spiele mit sich bringen, ist erstmals weg. Die Leistungsanalyse ist natürlich individuell unterschiedlich. Die Laufsport-Entscheidungen brachten zahlreiche Emotionen. RunAustria analysiert, wer Rio mit einem Lorbeerkranz verlässt und wer hat mit Zitronen gehandelt hat.
 

Die Tops:

 

Unbeeindruckt vom Gedränge dahinter, Mo Farah. © Getty Images / Matthias Hangst
© Getty Images / Matthias Hangst
Mo Farah

Favorit sein ist nicht immer leicht, vor allen Dingen, wenn nur eines zählt – Gold! Mo Farah hat immer klar zu verstehen gegeben, dass es für ihn nur eine Option gibt. Nämlich die Erfolge von London zu wiederholen und erneut die Goldmedaillen über 5.000m und 10.000m zu gewinnen. Dies brachte natürlich auch entsprechende Erwartungen mit sich, die der 33-Jährige hielt. Er setzte alles exakt nach Plan um, obwohl ein Sturz im 10.000m-Lauf kurz eine Mini-Panik verursachte. Egal ob schnelles Rennen oder Bummeltempo – Mo Farah ist der Meister der Schlussrunde. Und spätestens nach seiner vierten Goldmedaille eine Legende des Sports. Seit exakt 40 Jahren hat es das nicht gegeben, dass ein Läufer bei zwei aufeinanderfolgenden Spielen die Goldmedaillen über beide langen Strecken gewinnt. Dass beispielsweise Haile Gebreslassie diese Möglichkeit nicht hatte, weil seinerzeit auch über 10.000m Vorläufe anstanden, ist eine Randnotiz, die Farahs historische Leistung nicht schmälert. Der Brite ist ein Idol für viele Sportler: durchdachte, klare Trainingspläne, konsequentes hartes Arbeiten, totale Fokussierung sowie die Bereitschaft, dem Erfolg alles unterzuordnen und alles dafür zu geben. Der Lohn ist eine herausragende sportliche Laufbahn!
 

Team USA
© Getty Images / Matthias Hangst
© Getty Images / Matthias Hangst
Die Medaillen-Bilanz des US-amerikanischen Nationalteams in Rio de Janeiro ist eine unfassbare Erfolgsgeschichte. Die Läufer-Abteilung hat einen ansprechenden Anteil daran. Dass die US-Amerikaner den Laufsport für sich wieder-entdeckt haben, wäre sicherlich zu hoch gegriffen. Denn die USA hatte immer schon großartige Läuferinnen und Läufer, auch in Zeiten, wo die Erfolge geringer waren. Dass die US-Amerikaner im Laufsport in Rio so erfolgreich waren, kommt nicht ganz überraschend. Seit Jahren stießen junge, perfekt ausgebildete und leistungsstarke Athleten immer weiter in die Weltspitze vor und motivierten auch die US-Routiniers noch einmal. Die Goldmedaille von Matthew Centrowitz im 1.500m-Lauf war sicherlich die Krönung, herausragend aber die Breite. In sieben von zwölf Laufentscheidungen standen die US-Amerikaner auf dem Podest und bis auf den 5.000m-Lauf der Damen erzielte in jeder Entscheidung eine US-Läuferin oder ein US-Läufer ein Spitzenresultat. Und das in einem Teilbereich der Leichtathletik, die als Domäne der Ostafrikaner gilt. Eines war in Rio offensichtlich und betraf das gesamte Leichtathletik-Aufgebot der USA: Die Sportlerinnen und Sportler waren bestens vorbereitet und auf dem Punkt topfit!
 
© Getty Images / Ian Walton
© Getty Images / Ian Walton
Almaz Ayana

Bei den Weltmeisterschaften 2015 in Peking wurde Almaz Ayanas‘ Leistung im 5.000m-Lauf, wo sie im Alleingang einen WM-Rekord lief, zur besten Einzelleistung der Titelkämpfe gewählt. In Rio hat sie ebenfalls eine Bewerbung für diese Auszeichnung abgeliefert. Ihre Leistung im 10.000m-Lauf war fulminant. Trotz des hohen Tempos vom Start weg schaltete Ayana zu Halbzeit einen Gang höher und lief zu einem fabelhaften Weltrekord in einer Zeit von 29:17,45 Minuten. Damit ist die Äthiopierin nun sagenhafte 14 Sekunden schneller als alle anderen Läuferinnen der Geschichte. Dass Ayana erst zum zweiten Mal überhaupt einen Wettkampf über diese Distanz bestritt, ist ein erstaunliches Detail. Viel mehr imponierte aber die Art und Weise, wie locker, unbeeindruckt und vor allem rasant sie eine Runde nach der anderen abspulte. Ihre Leistung teilte sich in folgende 5.000m-Teilzeiten: 14:47 Minuten und 14:30 Minuten.
Warum sie im 5.000m-Lauf als haushohe Favoritin eine schlechtere Zeit erzielte als in der zweiten Hälfte ihres 10.000m-Weltrekordes, ist ein kleines Mysterium und eine der größten Überraschungen der Leichtathletik-Bewerbe. Nur die 24-Jährige kennt die Gründe dafür, dass sie „nur“ die Bronzemedaille gewann. Viele hatten den Bericht von einem zweiten Weltrekord bereits druckfrisch abgetippt und so vielleicht auch einen großen Druck auf die beeindruckende Läuferin ausgeübt. Dieser dritte Rang ist auch der Grund, warum Ayana Rio mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließ. Aber er ist auch ein wichtiger Grund, warum Spitzensport die Menschen weltweit fasziniert: das Unberechenbare!
 

David Rudisha
© Getty Images / Paul Gilham
© Getty Images / Paul Gilham
Es gibt Überraschungssiege, es gibt Favoritensiege, es gibt befreiende Siege – und es gibt Demonstrationssiege. Einen solchen feierte David Rudisha. Es war einer jener Triumphe, die in ihrer Art mit die schwierigsten sind. Denn der Kenianer wurde im Vorfeld der Olympischen Spiele hart kritisiert und bereits abgeschrieben. Das Leistungsniveau, welches Rudisha bei den Spielen in London, wo er einen Weltrekord auf die Bahn brannte, und in den Jahren davor zeigte, erreicht er nicht mehr. Das gibt der 27-Jährige auch offenkundig zu, seine Kritiker schrieben ihn aber aufgrund der zahlreichen Niederlagen im laufenden Kalenderjahr ab. Rudisha entgegnete der negativen Stimmung in seinem Heimatland gegen ihn aber stets selbstbewusst und versprach, die Antwort auf der Bahn zu geben. Der Druck war also unwahrscheinlich hoch und Rudisha hielt ihm Stand, indem er sein großen Ziel Olympia-Gold erreichte. Genauso wie bei der WM in Peking zeigte der Kenianer seine Überlegenheit nicht mehr mit Zeiten auf Weltrekord-Niveau, sondern auf taktischer Ebene. Mit Wucht und Überzeugung. Und mit der schnellsten Laufzeit seit exakt vier Jahren gab Rudisha seinen nörgelnden Kritikern jene Antwort, die sie für eine Zeit verstummen lassen wird.
 
Kenianischer Jubel mit Vivian Cheruyot (l.) und Hellen Obiri. © Getty Images / David Ramos
Kenianischer Jubel mit Vivian Cheruyot (l.) und Hellen Obiri. © Getty Images / David Ramos
Laufende Mütter

Es kann durchaus sein, dass die Ergebnisse der Olympischen Wettkämpfe zu einer kleinen Bevölkerungsexplosion in der Laufszene führen. Denn, wer der Meinung ist, laufende Mütter seien langsam, der wurde eines Besseren belehrt. Ganz im Gegenteil: Mutter sein ist im internationalen Laufsport mehr en vogue denn je. Schließlich ist es leichter akzeptabel, die Karriere zu Gunsten der Familienplanung zu unterbrechen, wenn sich die sportlichen Erfolge nach einer Babypause in dieser Qualität und Häufigkeit einstellen. Vivian Cheruiyot gebar im Oktober 2013 ihren Sohn Allan, nahm nach dessen Geburt 17 Kilo Gewicht ab, um mit einem WM-Titel 2015 zurückzukehren. Die große Comeback-Ernte gab es aber erst in Rio: Silber über 10.000m und die endgültige Erfüllung des Lebenstraums Olympia-Gold über die halbe Distanz. Tirunesh Dibaba schenkte ihrem Sohn Nathan im März 2015 das Licht der Welt. Eine Jahr später kam sie zurück auf die internationale Bühne und lief in Rio den schnellsten 10.000m-Lauf ihrer Karriere – dekoriert mit Bronze. Einige Wochen später bekam die kenianische Läuferin Hellen Obiri eine Tochter: Zurück auf der Sportbühne lief sie im Olympischen 5.000m-Lauf eine persönliche Bestleistung und gewann Silber.
 

Marathonlauf
© Getty Images / David Ramos
© Getty Images / David Ramos
Dass der Marathon eine der traditionsreichsten Disziplinen der Leichtathletik ist, ist bekannt. Dass sie einem historischen Mythos entspringt und als erste Disziplin der Sportgeschichte eigens für die Premiere der Olympischen Spiele der Moderne in Athen 1896 erfunden wurde, verleiht ihr eine besondere Magie. Dank der explosiven Entwicklung der Laufszene in den letzten Jahrzehnten hat sich der Marathon zu einer weltweiten Bewegung und Herausforderung für zig-tausende Läufer in allen Herrenländern entwickelt. Zurecht ist der Marathon der Herren der traditionelle Abschluss der Olympischen Wettkämpfe der Leichtathletik.
Auch wenn Olympische Marathonläufe sich von der pulsierenden Marathonläufen in den Metropolen des Planeten klar unterscheiden, lieferten sie nicht nur spannende und hochwertige sportliche Entscheidungen. Vor allem die beiden siegreichen Kenianer Eliud Kipchoge und Jemima Sumgong präsentierten dem Publikum großen Sprt. Doch die beiden Marathonläufe boten dem TV-Zuschauer auch spektakuläre Bilder und demonstrierten, dass Marathon nicht nur ein traditionsreicher, sondern ein moderner Olympischer Bewerb ist. Die Live-ÜBertragung bot eine ganz neue Perspektive auf die brasilianische Metropole, die besonders aufgrund der Copacabana, des Zuckerhuts, der Christus-Statue und den Favelas weltbekannt ist. Eine hübsche Altstadt mit Kirchen und Museen. Nicht pompös, sondern ansehnlich, übersichtlich und attraktiv. Wer den Austragungsort der Olympischen Spiele kennenlernen wollte und keine Möglichkeit hatte, nach Rio zu reisen, hat in den zweimal zweieinhalb Stunden TV-Übertragung der Marathonläufe viel mehr gesehen und gelernt als in der restlichen Zeit der 16-tägigen Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung.
 
Ein Bild des Fairplays und des Olympischen Grundgedanken. Nikki Hamblin (l.) und Abbey D'Agostino. © Getty Images
© Getty Images
Sportsgeist im 5.000m-Lauf

Es war eine der Szenen der Olympischen Spiele 2016, auch wenn sie mit Drama beginnt. Die Neuseeländerin Nikki Hamblin stürzte im Vorlauf, weil sie im Laufschritt auf die Innenbegrenzung stieg. Unglücklicherweise konnte die US-Amerikanerin Abbey D’Agostino nicht mehr ausweichen und fiel über die Konkurrentin. Dabei verdrehte sich die 24-Jährige das Knie und riss sich – wie sich später herausstellte – das Kreuzband.
Anstatt die Situation hektisch aufzulösen, fragte Hamblin D’Agostino – beide noch am Boden – nach ihrem Befinden. Als die Neuseeländerin ihrer Konkurrentin aufhalf, knickte D’Agostinos Knie ein und sie lag erneut auf der Bahn. Hamblin kümmerte sich rührend um D’Agostino und ermunterte sie mit den Worten: „Komm! Wir müssen ins Ziel laufen. Darum geht es.“ Tatsächlich raffte sich die Amerikanerin auf und humpelte die restliche Distanz mit schmerzverzerrtem Gesichts ins Ziel, wo Hamblin mit einer herzlichen Umarmung bereits wartete. Im Finale war D’Agostino nicht mehr dabei, Hamblin wurde Letzte. Doch in Erinnerung blieb nur diese eine rührende Episode, die zum Symbol des Olympischen Geistes aufgespielt wurde. Die beiden Athletinnen verbrachten in der Folgezeit viel Zeit miteinander, nicht nur bei einigen TV-Auftritten. Und es hat sich eine echte Freundschaft zwischen zwei Läuferinnen entwickelt, die sich in diesem Lauf das erste Mal über den Weg gelaufen sind.
 

Die Flops:

 

Doping
© SIP / photocase
© SIP / photocase
Die Olympischen Spiele 2016 werden auf ewig mit dem Thema Doping im Leistungssport verbunden sein. Nicht nur, weil mit dem russischen Leichtathletik-Verband eine der größten und wichtigsten Nationen der Sportart kategorisch ausgeschlossen wurde. Ebenfalls nicht nur, weil aufgrund der jüngeren Vergangenheit jede grandiose Leistung sofort kritisch hinterfragt wird. Was leider unumgänglich ist, dem Sport aber schadet. In Erinnerung bleibt auch ein eigenartiges Vorgehen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) im Anti-Doping-Kampf. Das IOC propagiert zwar ständig die Null-Toleranz-Politik, handelt aber gegenteilig und ließ alleine in den Wochen vor Rio und während der Spiele zahlreiche Möglichkeiten aus, Zeichen zu setzen. Das milde Vorgehen gegen Russland, die Degradierung von Whistleblowerin Yuliya Stepanova, tatenloses Zusehen, als die Brasilianer systematisch ihre Athleten einen Monat vor den Olympischen Spielen 2016 in Rio nicht getestet haben, und unzählige Probleme im Kontrollsystem während der Olympischen Spiele, was in der öffentlichen Darstellung beinahe untergegangen wäre (siehe RunAustria-Bericht). Der völlig misslungene Anti-Doping-Kampf rund um die Olympischen Spiele 2016 wirft ein desolates Licht auf das IOC und die mächtige Sportorgansation angeführt vom deutschen Präsidenten Thomas Bach in eine Krise.
 
Im Rennen durfte keine Konkurrentin an Gold glauben, nachher erlaubte Caster Semenya aber einen Blick auf ihr neues Schmuckstück. © Getty Images / Patrick Smith
© Getty Images / Patrick Smith
Intersex

Das Urteil des Obersten Internationalen Sportgerichtshof (CAS) im Sommer 2015, das die Regelung einer Hormongrenze für eine Teilnahmeberechtigung bei Frauen-Wettkämpfen der IAAF kippte, belastet den Sport. Denn dieser sieht sich nun einer Grundsatz-Diskussion ausgesetzt, die verdammt schwierig zu lösen ist, will man eine für alle Seiten akzeptable Regelung finden. Für Rio reichte die Zeit nicht, der Status quo präsentierte knallharte Fakten. Das Podest im 800m-Lauf der Damen wurde von Läuferinnen besetzt, die deutlich mehr männliche Hormone (Testosteron) im Körper haben als Frauen in den überwiegenden Fällen. Die Natur will es so, dass männliche Hormone in der sportlichen Leistungsfähigkeit Vorteile bringen. Das Problem: Es liegt laut aktuellem Stand keine Regelübertretung vor. Und so beschäftigt die Grundsatz-Diskussion zwischen absoluter Fairness und Kampf für die hart erkämpften Rechte des Frauensports sowie Diskriminierung und Ausgrenzung die gesamte Leichtathletik. Es ist erstaunlich, wie viele unterschiedliche Meinungen und Ansichtsweisen alleine die Berichterstattung in der mitteleuropäischen Medienberichterstattung anbieten konnte. Einen Konsens gibt es allerdings: Die Athletinnen sind unzufrieden. Die in Rio erfolgreichen, weil sie stetig lästige Fragen beantworten müssen für etwas, wofür sie nichts können und ihnen die Natur gegeben hat, und weil ständig das medizinische Thema von den hervorragenden sportlichen Leistungen weglenkt. Und die in Rio nicht erfolgreichen Läuferinnen beschweren sich über fehlende Chancengleichheit. Die Debatte wird auch weiterhin den Laufsport belasten, ehe es eine Lösung gibt. Denn die Intersex-Thematik ist längst dabei, sich auf weitere Disziplinen der Leichtathletik auszudehnen.
 

Asbel Kiprop
© Getty Images / Patrick Smith
© Getty Images / Patrick Smith
Ein Beispiel gefällig, wie man durch eine verheerende Taktik sein Olympiarennen in den Sand setzen kann – trotz Favoritenrolle? Vorhang auf für Asbel Kiprop, mit drei WM-Titeln und einem (geerbten) Olympiasieg nicht unbedingt der No-Name im Feld. Aber was er im Finale des 1.500m-Laufs ablieferte, war ein Desaster. Der taktische Plan ist klar: Wähle eine gute Position im vorderen Mittelfeld, laufe auf der Innenbahn den kürzesten Weg und gib im Endspurt, in den du aus einer guten Position startest, dein letztes Hemd. Natürlich ist die ganze Geschichte etwas komplexer als in dieser einfachen Skizze, besonders im 1.500m-Lauf. Die Krux ist natürlich, dass 13 Läufer alle mit der besten Taktik ins Rennen gehen, das führt zu Konflikten und Kompromissen. Um Positionskämpfen aus dem Weg zu gehen, wählt Asbel Kiprop manchmal die Lösung, sich ans Ende des Feldes zu reihen. Seine Überlegenheit macht diesen Nachteil, rund zehn Meter aufholen zu müssen, später wieder wett. Auch wenn diese Überholmanöver auf der Außenbahn leicht und locker erscheinen, sie kosten unheimlich Kraft. Insbesondere, wenn sie misslingen.
Als Kiprop außen vorbei ging, gab es innen eine Kollision, der Kenianer Ronald Kwemoi wurde nach außen gedrängt, touchierte seinen Landsmann, der aus dem Tritt kam. Also alles noch einmal von vorne: Kiprop trat wieder an, lief in der Kurve außen einen Umweg und zog im Spurttempo eingangs der letzten Runde auf die zweite Position. Das Problem: Auch die Spitze hatte beschleunigt und so hatte Kiprop 200 Meter vor dem Ziel sein Benzin beinahe schon aufgebraucht. Da nutzte ihm die – jetzt – gute Position im Schlussspurt auf der Innenbahn wenig, die Konkurrenz lachte sich ins Fäustchen. Zum Vergleich die Taktik des Siegers: Matt Centrowitz übernahm völlig ungewollt die Führung, passte aber seine Strategie an. Lief sein Tempo, wählte auf der Innenbahn den kürzesten Weg zum Ziel, beschleunigte im richtigen Moment und forcierte mit genügend Kraftreserven einen langen Spurt, um als Erster die Ziellinie zu überqueren.
 
© Getty Images
© Getty Images
Das Wettkampfgericht

Chaos war durchaus ein konstanter Begleiter der Olympischen Spiele, was die Organisation betraf. Bei den Leichtathletik-Wettkämpfen ging das meiste reibungslos über die Bühne, abgesehen von einem hinkenden Datenservice vor allem zu Beginn und einem Gewitter, das die Stabhochsprunganlage Schachmatt setzte. Chaos gab es aber dennoch genug. Ein ums andere Mal agierte das ad-hoc-Wettkampfgericht übermotiviert und vorschnell und disqualifizierte Athleten oder Teams, die dann via Gegenprotest wieder rehabilitiert werden mussten. Damit ärgerte die Jury nicht nur die Athleten, sondern auch die Zuschauer maßlos. Denn wenn so häufig ein Ergebnis korrigiert wird, verlieren die Wettkämpfe ihre Glaubwürdigkeit. Negativer Höhepunkt: der 5.000m-Lauf der Herren, wo erst drei der besten Sechs disqualifiziert wurden, der sechstplatzierte Bernard Lagat plötzlich Dritter war und nach einem Aufschrei und zwei erfolgreichen Gegenprotesten wieder Fünfter – eine Farce. Vor allen Dingen, wenn man betrachtet, auf welchen Lapalien die ausgesprochenen Disqualifikationen fußten.
Das stand übrigens zu 100% dem entgegen, was ansonsten so an Protesten durchging. Damit ist nicht der Protest der Franzosen gemeint, der zur regelgerechten Disqualifikation von Ezekiel Kemboi im 3.000m-Hindernislauf geführt hat. Aber teilweise hatte man den Eindruck, der schnellste Weg vom Vorlauf ins Finale oder in die nächste Runde führte über einen Sturz, den man nicht einmal als besonders tarnen musste, um ein Freilos zu bekommen. Gleichzeitig ist hier Kritik an das Verhalten einiger Athleten zu formulieren. Die Wucht, mit der Spanier David Bustos im 1.500m-Halbfinale ins Gras gestoßen wurde oder wie der Norweger Filip Ingebrigtsen sich im 1.500m-Vorlauf den Weg auf der Ziellinie regelrecht freischaufelte, war schlichtweg hoffnungslos übertrieben. Diese Darstellung zeigt ganz klar, dass das Wettkampfgericht in Rio keine klare Linie verfolgte und das ist von einer entscheidungstragenden Instanz immer eine Katastrophe!
Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro

Share your love