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Ein kurzes Lächeln entwischte ihr dann doch, als sie die Goldmedaille um den Hals gehängt bekam. Und davor eines für die Fotografen, als sie sich mit der Flagge ihres Heimatlandes ablichten ließ. Ansonsten nahm Caster Semenya die Ereignisse rund um…
Ein kurzes Lächeln entwischte ihr dann doch, als sie die Goldmedaille um den Hals gehängt bekam. Und davor eines für die Fotografen, als sie sich mit der Flagge ihres Heimatlandes ablichten ließ. Ansonsten nahm Caster Semenya die Ereignisse rund um das Finale über 800m demonstrativ stoisch zur Kenntnis. Vielleicht auch ein Zeichen, dass die aufkeimende Diskussion um Hermaphroditismus im Laufsport nicht spurlos an ihr vorbeigeht. Wie sollte sie auch.
Dabei hätte Caster Semenya durchaus jubelnd feiern dürfen, denn die sportliche Leistung der Topfavoritin war eine hervorragende. Das Finale lief exakt im Rahmen des Erwartbaren ab. Eine dominante Vorstellung der Südafrikanerin, die sichtlich locker das Feld nach Belieben dominierte und in einer Zeit von 1:55,28 Minuten den Olympiasieg sicherte – mit einer neuen persönlichen Bestleistung und einem neuen südafrikanischen Landesrekord. „Es ist fantastisch. Dafür habe ich trainiert“, jubelte sie Siegerin und widmete diesen Erfolg ihrem Heimatland. Fast plangemäß folgten Francine Niyonsaba und Margaret Wambui mit Respektabstand auf den folgenden Plätzen – die Jahresliste hatte in Rio selten soviel Wahrheitsgehalt wie im 800m-Lauf der Damen.
Eine eigene Liga
Im Gegensatz zu den Vorläufen übernahm Caster Semenya von Beginn an das Kommando. Schließlich wollte sie der ganzen Welt zeigen, was sie drauf hatte. Und so entwickelte sich ein schnelles Rennen mit einer Zwischenzeit von 57,59 Minuten zur Halbzeit. In dieser Phase muckte Semenyas stärkste Herausforderin Francine Niyonsaba auf und zog an der Südafrikanerin vorbei an die Spitze. Ein Vorstoß auf der Gegengerade kreierte eine kleine Lücke, aber die 25-Jährige hatte alles im Griff und schloss rechtzeitig vor der Kurve wieder auf. Außen schob sich Semenya vorbei an ihrer Rivalin und was auf der Zielgerade folgte, war eine Demonstration zwischen ihrer Leistungsfähigkeit und jener des Rests der Welt. Über eine Sekunde Vorsprung, es war eine Machtdemonstration der Südafrikanerin, die wohl in Kürze auch den Olympiasieg von London von der gedopten Russin Mariya Savinova erben wird.
Bishop haarscharf am Podest vorbei
Nach den Vorleistungen der bisherigen Saison, die meisten 800m-Läufe bei den großen Meetings liefen nach dem selben Schema ab, ist die Reihenfolge Semenya–Niyonsaba–Wambui nun wahrlich keine Überraschung. Doch Margaret Wambui musste hart kämpfen, um die Serie der Kenianerinnen von drei Olympischen Spielen mit Edelmetall in Folge fortzusetzen. Die Kanadierin Melissa Bishop präsentierte dem Publikum in Rio einen fantastischen Auftritt und hielt sich bis wenige Meter vor der Ziellinie auf Augenhöhe mit der bulligen Kenianerin, die mit den letzten Schritten doch noch davonzog, weil der Nordamerikanerin das Benzin ausging. Das ist allerdings kein Wunder, denn Bishop lief in einer Zeit von 1:57,02 Minuten einen deutlichen, neuen kanadischen Landesrekord und belegte einen bewundernswerten vierten Platz, der bei Meisterschaftsrennen so negativ konnotiert ist. Wambui freute sich nicht nur über eine Bronzemedaille, sondern auch über eine neue persönliche Bestleistung von 1:56,89 Minuten. Niyonsaba gewann die zweite Medaille in der Olympischen Leichtathletik-Geschichte ihres Heimatlandes Burundi nach dem Olympiasieg von Venuste Niyongabo über 5.000m 1996 in Atlanta, die erste bei den Damen.
Feuerwerk auf der Zielgerade durch Jozwick
Nach drei Läufen – Vorlauf, Halbfinale und Finale – scheint es eindeutig: Joanna Jozwick startet in der falschen Disziplin. In der letzten Kurve noch abgeschlagen, startete sie wie im Halbfinale einen irren Schlussspurt über die letzten 150 Metern und damit eine wilde Aufholjagd. Die führte die Polin noch auf einen erstaunlichen fünften Rang in einer persönlichen Bestleistung von 1:57,37 Minuten. Vielleicht wäre sie im 200m-Sprint sogar noch besser aufgehoben, obwohl Rang fünf in diesem starken Feld eine Riesenleistung darstellt. Ebenfalls einen Hausrekord setzte Lynsey Sharp in einer Zeit von 1:57,69 Minuten, Weltmeisterin Maryna Arzamasova hatte keine Chance und wurde Siebte vor US-Meisterin Kate Grace, die lange Zeit sensationell im Rennen lag, auf der Zielgerade aber durchgereicht wurde. Das gesamte Teilnehmerfeld blieb deutlich unter zwei Minuten!
Ergebnis 800m-Lauf der Damen
Olympia-Gold: Caster Semenya (Südafrika) 1:55,28 Minuten Olympia-Silber: Francine Niyonsaba (Burundi) 1:56,49 Minuten Olympia-Bronze: Margaret Wambui (Kenia) 1:56,89 Minuten
4. Melissa Bishop (Kanada) 1:57,02 Minuten
5. Joanna Jozwick (Polen) 1:57,37 Minuten
6. Lynsey Sharp (Großbritannien) 1:57,69 Minuten
7. Maryna Arzamasova (Weißrussland) 1:59,10 Minuten
8. Kate Grace (USA) 1:59,57 Minuten Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro
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