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Rio 2016: Cheruiyot erfüllt sich Lebenstraum, Ayana kraftlos
Vivian Cheruiyot hat ihrer sportlichen Laufbahn die Krone aufgesetzt und den lange gehegten Traum von Olympia-Gold endlich erfüllt. Damit schaffte die Kenianerin im Finale über 5.000m eine waschechte Sensation, denn die haushohe Favoritin Almaz Ayana konnte die in sie gesetzten…
Vivian Cheruiyot hat ihrer sportlichen Laufbahn die Krone aufgesetzt und den lange gehegten Traum von Olympia-Gold endlich erfüllt. Damit schaffte die Kenianerin im Finale über 5.000m eine waschechte Sensation, denn die haushohe Favoritin Almaz Ayana konnte die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen und musste sich mit Bronze zufrieden geben. Wie überraschend der Erfolg für die Kenianerinnen war, zeigte eine besonders emotionale und begeisterte Ehrenrunde der siegreichen Vivian Cheruiyot und der Silbermedaillengewinnerin Hellen Obiri, die damit ihr Comeback nach einer Babypause mit einer Olympischen Medaille und einer persönlichen Bestleistung krönte. Nach den 10.000m hatte die mehrfache Weltmeisterin Cheruiyot noch trotz eines deutlichen kenianischen Landesrekordes und einer Olympischen Silbermedaillen ein finsteres Gesicht aufgezogen, dieses Mal wurde sie das Strahlen nicht wieder los. „Ich bin so glücklich. Ein Olympiasieg ist das größte, was eine Sportlerin erreichen kann. Ich kann es kaum glauben, dass ich es geschafft habe“, so die 32-Jährige.
Ayana kraftlos im Finale
Es war ein seltsames Rennen, das Finale über die 5.000m der Damen. Und je länger es dauerte, desto mehr verdichteten sich die Anzeichen, dass die Olympiasiegerin über 10.000m, der viele sogar einen zweiten Weltrekord zugetraut hatten, an diesem Abend nicht so viel drauf haben würde. Oder, wenn man es wohlwollend formulieren möchte, für einmal eine „normale“ Leistung ablieferte, die es der Konkurrenz ermöglichte, aus ihrem Schatten zu treten. Nach einem kurzen Antritt im Windschatten der fast losspurtenden Japanerin Miyuki Uehara entschied sich Ayana relativ bald dafür, kein hohes Tempo anzuschlagen. Als die Favoritin nach 2.000m die Führung übernahm, waren bereits exakt sechs Minuten vergangen. Plangemäß agierte die Favoritin als Solistin, doch der Schritt wirkte nicht so leicht und gleichzeitig dynamisch wie in anderen Rennen, das ansonsten ausdruckslose Gesicht war nicht frei von Anstrengung. Der Vorsprung vor dem kenianischen Trio blieb überschaubar. Und die Konkurrenz zeigte sich einig, die drei Kenianerinnen arbeiteten zusammen, um den Rückstand zu minimieren.
Kenianischer Konter
Und dann ging alles recht schnell. Zwei Runden vor der Ziellinie schlossen Vivian Cheruiyot und Hellen Obiri zur Führenden auf, kurz darauf legte die Olympia-Silbermedaillengewinnerin über 10.000m einen Zwischensprint ein und zog alleine davon. Auch Obiri überholte Ayana, die keinerlei Reaktion zu einem Konter gab und sich geschlagen geben musste. Cheruiyot vollendete die Sensation und lief in Olympischem Rekord von 14:26,17 Minuten jubelnd über die Ziellinie. Es ist ihre vierte Olympische Medaille und der schönste Erfolg ihres Lebens. Gleichzeitig ein historischer Triumph für ihr Heimatland, denn Kenia hat noch nie Olympisches Gold im 5.000m-Lauf der Damen gewonnen. Den Doppel-Erfolg komplettierte Obiri mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 14:29,77 Minuten. Fast vier Sekunden später kam Almaz Ayana entkräftet ins Ziel. Es ist schon länger her, dass sie in einem 5.000m-Lauf eine so „schlechte“ Zeit anbot. Dass sie in ihrer Paradedisziplin nicht Olympia-Gold gewann, ist eine der größten Überraschungen der Olympischen Leichtathletik-Bewerbe 2016.
Jennifer Wenth verbessert
Jennifer Wenth (SVS Leichtathletik) konnte die unverhoffte Chance, im Finale mitzulaufen, für sich nutzen und zeigte eine bessere Leistung als im Vorlauf. Dank des nicht allzu hohen, aber immer noch flotten Tempos hielt sich die Österreicherin auf dem obligatorischen letzten Platz in der großen Gruppe, konnte den Kontakt allerdings lange halten. „Es war eine riesige Überwindung, überhaupt an die Startlinie zu gehen. Ich habe nicht die Form der letzten Jahre und so war das eine große Herausforderung“, skizzierte die 25-Jährige im ORF-Interview nach ihrem Rennen ihre Unsicherheit in den letzten Tagen und Wochen. „Das Finale war ein Geschenk, ich habe es angenommen. Mein Ziel war es, nicht Letzte zu werden und unter 16 Minuten zu bleiben. Ich habe alles gegeben und kann mir nichts vorwerfen“, lautete die ehrliche Analyse der Niederösterreicherin.
Lange Zeit lief sie mit der Japanerin Uehara und der Neuseeländerin Nikki Hamblin, die im Vorlauf gestürzt war, in einer Dreiergruppe. Während die Österreicherin die Asiatin nicht halten konnte, blieb sie vor der Ozeanerin und erreichte das Ziel in einer Zeit von 15:56,11 Minuten. Nach einer missratenen Saison, durch die sich Beschwerden, kleine Verletzungen und Trainingspausen wie ein roter Faden zogen, ein versöhnliches Ende für Jennifer Wenth und ein herausragendes Erlebnis eines Olympia-Finals im sehr gut besetzten Olympiastadion von Rio de Janeiro. Eines, das motiviert, in vier Jahren in Tokio erneut mit dabei zu sein.
Europameisterin beste Europäerin
Nach Ayanas Tempoverschärfung nach rund 2.000m bildeten sich im Feld mehrere Blöcke. Weit hinter den Afrikanerinnen und der türkischen Europameisterin Yasemin Can schlossen sich die besten Europäerinnen mit dem Trio aus Australien zusammen. Can konnte das Tempo der Spitze nicht halten, rettete aber Rang sechs ins Ziel. Dahinter folgte die Norwegerin Karoline Bjerkeli Grövdal, die mit den Rängen neun und sieben in zwei persönlichen Bestleistungen hervorragende Tage in Rio erlebte. Auch die achtplatzierte Holländerin Susan Kujken sowie die Australierinnen Madeline Heiner-Hills und Genevieve LaCaze, die beide auch schon im Finale über 3.000m mit Hindernissen standen, freuten sich über persönliche Bestleistungen.
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