Warum Frauen Laufen als ihren Sport sehen sollten
Als Läuferin wirkt es für mich beinahe befreiend, wenn ich sehe, dass sich Laufen immer mehr in Richtung „unser Sport“ entwickelt. Obwohl Laufen über keine Einschränkungen bezüglich Alter, Geschlecht, irgendwelcher Neigungen oder Religion verfügt, entwickelte es sich in den letzten 40 Jahren zu einem Sport der Frau.
Im Buch „Olympic Marathon: A Centennial History of the Games’ Most Storied Race“ beschreibt Charlie Lovett den unermüdlichen Kampf vieler Frauen, bis sie am Olympia-Marathon teilnehmen konnten. Langstreckenlauf wurde noch in den 1960er-Jahren als reiner Männersport gesehen. Trotzdem nahmen schon in dieser Zeit Frauen offiziell an Marathonläufen teil – zum Beispiel beim Schwarzwald-Marathon. Dieser war der erste internationale Marathon, der 1968 eine eigene Wertung für Frauen anbot. Siegerinnen wie Marthel von der Berge oder Elfriede Rapp gelten zurecht als „Vorläuferinnen“ einer immer größer werdenden Bewegung.
Erst 1972 durften Frauen offiziell am Boston-Marathon teilnehmen, 1983 bei den ersten Weltmeisterschaften der Leichtathletik war der Marathonlauf für Frauen bereits fix im Programm. Die damalige Siegerin Grete Waitz trat zu diesem Zeitpunkt schon als Läuferinnen-Legende auf. In ihrer Karriere gewann sie neunmal den New York City Marathon und stellte etliche Weltrekorde von 3.000 Meter aufwärts auf. Als 1984 der Marathon erstmals für Frauen olympisch wurde, holte sie die Silbermedaille hinter der ersten Olympiasiegerin in dieser seit 1896 bei den Männern immer durchgeführten Langdistanz über 42,195 Kilometer – Joan Benoit. Es waren Frauen wie Stamata Revithi, Violet Piercy, Bobbi Gibb und Kathrine Switzer, denen es zu verdanken gilt, dass Laufen nicht nur als Männersport anerkannt wurde.
Mit großer Überraschung studierte ich vor Kurzem einen Bericht über die amerikanische Läuferszene – die „Millenial Running Study“. Konkret geht es dabei um die Gruppe der zwischen 1980 und 2000 Geborenen. Davon sind in den USA bei Straßenläufen 57 Prozent der Finisher weiblich. In Zahlen ausgedrückt beendeten 10,7 Millionen Frauen zu acht Millionen Männern die untersuchten Volksläufe auf unterschiedlichen Distanzen.
Heute gibt es eine Reihe von „women-only“-Rennen in den USA und seit über 25 Jahren entwickelt sich in Europa eine ganz tolle Laufbewegung, die Frauen nicht nur ernst nimmt, sondern in den Mittelpunkt stellt. Der Österreichische Frauenlauf in Wien ist ein hervorragender Beleg dafür. Wir werden mit einer Gruppe aus Salzburg bei diesem Mega-Event am 22. Mai aktiv dabei sein. Zusätzlich entstanden von Frauen für Frauen geführte Marken wie oiselle oder Lorna Jane, die die Kraft und Schönheit der Frauen als Läuferin, Sportlerin und Menschen betonen.
Als Läuferin schätze ich an dieser Sportart die permanente Verfügbarkeit und den einfachen Zugang. So kann ich jederzeit und überall laufen, kann es alleine, mit Freundinnen oder in einer größeren Gruppe erleben. Ich genieße es zum Beispiel, gemeinsam mit Männern und Frauen, bei unserem wöchentlichen BridgeRunning immer neue Ecken von Salzburg laufend zu erkunden.
Einfach loslaufen erzeugt in mir das Gefühl vollendeter Stärke, und mit jedem Lauf zeigt mir mein Körper, vor allem aber mein Geist, wozu ich fähig bin. Mein Mann Johannes, der als Trainer viele Frauen zu persönlichen Spitzenleistungen begleitete, bewundert den unbändigen Willen und die Zähigkeit von Frauen. Gemeinsam initiierten wir den Salzburger Frauenlauf. Deswegen bin ich auch ein bisschen stolz, dass es uns in den letzten Jahren gelungen ist, durch die Bewegungsaktion „Frau läuft!“ Tausende zu regelmäßiger sportlicher Bewegung zu mobilisieren.
Rund um den Weltfrauentag am 8. März lade ich alle Frauen und Mädchen ein, es uns nachzumachen und mit regelmäßiger Bewegung zu beginnen. Mit der im Mai startenden Initiative „GiveMe5!“ wollen wir besonders Läuferinnen und Walkerinnen ansprechen. Motiviert mit Eurem Vorbild andere Frauen und begleitet sie auf ihrem Weg zu einer der schönsten und attraktivsten Sportarten! Laufen kann einen frischen Wind in Euer Leben bringen, es ist mehr als Euer Sport.
Keep running, meine Damen!